Thursday, June 12, 2008

Parteibuch Ticker Feed von 2007-04-09

Parteibuch Ticker Feed von 2007-04-09


Politblog.net: Ostern im Irak
04/09/2007 11:44 PM

Meldungen, die der Webseite http://www.aljazeera.com entnommen sind. Übersetzung durch mich.
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Die Demonstranten folgten dem Aufruf des mächtigen schiitischen Klerikers al-Sadr, der die US-geführte Invasion 2003 verantwortlich machte für die Leiden des Irak und er forderte einen Zeitplan für den Abzug der US-Truppen.
Die friedliche Demonstration, die etwa 3 Stunden dauerte, wurde in der südlichen Stadt Najaf durchgeführt, während Bagdads Straßen weitgehend leer blieben, nachdem die irakische Regierung ein 24stündiges Fahrverbot verhängt hatte für alle fahrzeuge, um Angriffe, speziell durch Autobomben, zu verhindern.
Korrespondenten schätzen die Größe der Demo von Najaf auf viele zehntausende, während Organisatoren sagen, die Anzahl wäre noch größer gewesen. Das US-Militär sagte, Luftbilder hätten gezeigt, daß 15000 an der Demo teilgenommen hätten.
Es sprach der Kleriker Abdelhadi al-Mohammadawi zu den Demonstranten, ein Sadr Unterstützer, der die US-Besatzungstruppen aufforderte, das kriegsgeschüttelte Land zu verlassen. Seine Rede wurde unterbrochen durch Rufe “Hau ab, hau ab, Besatzer!” und “Nein, nein, nein, zur Besatzung!”
“Wir fordern das Verschwinden des Besatzers und den Rückzug auch des letzten amerikanischen Soldaten und wir lehnen auch die Existenz jeglicher Militärbasen ab”, sagte er.
Ein anderes Mitglied von Sadrs Organisation Salah al-Obaydi nannte den Protestzug “Aufruf zur Befreiung”.
“Wir hoffen um die gleiche Zeit nächstes Jahr, daß wir dann ein unabhängiger und befreiter Irak mit voller Souveränität sind” sagte er.
Am Sonntag erließ Moqtada al-Sadr einen Aufruf an die Iraker “nicht mit den Besatzern zu gehen, weil sie eure Erzfeinde sind”
Aber er warnte seine Anhänger vor Gewalt, mahnte seine Mahdi Armee und die irakischen Sicherheitskräfte, “geduldig zu sein und ihre Anstrengungen zu vereinigen gegen den Feind und nicht gegen die Söhne des Irak”.
Sadr wurde nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, seit die us- und irakische Militäreinheiten in und um Bagdad vor acht Wochen eine erneute Sicherheitsrazzia durchführte. Die USA sagen, er befände sich im Iran, seine Angehörigen aber bestehen darauf, daß er sich immer noch im Irak aufhält.
Sadrs Fähigkeit solch große Kundgebungen zu bewirken zeigt trotz seiner Abwesenheit, daß er eine Kraft ist, mit der gerechnet werden muß, teilte der Korrespondent mit.
Der junge Geistliche führte 2004 zwei Aufstände gegen die US-Besatzungstruppen an, ist aber seitdem ein noch bedeutenderer politischer “Mitspieler” (player) geworden. Seine Unterstützer halten einen entscheidenden Block von Sitzen in der irakischen Regierung, die ihnen eine einflußreiche Stimme in der regierung von Premierminister Maliki verleihen.
Die USA behaupten, daß die Mahdi - Armee die sektiererische Gewalt anheizt, was Sadr strikt bestreitet. Zusammenstöße zwischen US-Truppen, irakischen Truppen einerseits und der Mahdi Armee andererseits setzten sich fort am heutigen Montag in der zentralen Stadt Diwaniya, wo die US - Armee am letzten freitag eine Offensive begann.

(Reuters) meldet, daß allein dieses Jahr mindestens 9 US- Helikopter abstürzten oder durch Kämpfer zu Boden gezwungen wurden

AJP und zugehörige melden:

Ein US - Hubschrauber ging am Donnerstag im Südirak nieder, nachdem er unter schweres Feuer genommen worden war, laut irakischen Offiziellen und Augenzeugen.
Es gibt keine Angaben über die näheren Umstände und das US - Militär sagt, es will die Berichte einsehen.
Kämpfer, die scheinbar ein schweres Boden-Luft-Maschinengewehr benutzten, eröffneten das Feuer auf einen Black Hawk Hubschrauber etwa um 7:30 morgens, während dieser über Laitfiya flog, 25 Meilen südlich von Bagdad, so ein ungenannter irakischer Offizieller.
Der Hubschrauber ging in ländlichem Gebiet nieder und US - Truppen schirmten den Ort ab, fügte er hinzu.

Ein Augenzeuge berichtet an Reuters: “Ich sah einen Hubschrauber am Himmel, dann hörte ich schweres Feuer. Ich sah den Hubschrauber sich nach links und rechts bewegen, ehe er hart landete. Er explodierte nicht.”

Die USA haben mehr als 50 Militärhubschrauber (Kampfhubschrauber?) seit der Invasion 2003 verloren. Mindestens 9 US - Hubschrauber stürzten ab oder wurden von Kämpfern zu Boden gezwungen allein dieses Jahr.

US Militäroffizielle fürchten, daß die Kämpfer im Irak Flugpläne studiert haben könnten oder aber fortgeschrittenere Waffensysteme bekommen haben.

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Kommentar:

Eine Stichprobe bei Al Jazeera ergab ein ganz anderes Bild, das durch unsere Medien gewöhnlich über die Situation im Irak gezeichnet wurde. In diesen wird vor allem von aberwitzigen “Selbstmordanschlägen” berichtet, die sich vollkommen sinnlos gegen irakische Zivilisten richten, als ob die Iraker eine Nation von Irren wären.

Die Stichprobe (und ich betone: es war eine Stichprobe) ergab ein ganz anderes Bild. Es sieht nämlich nach einem immer effizienter werdenden Guerilliakrieg vieler irakischer Widerstandsgruppen gegen die Besatzungsmacht aus. Hinzu kommt der unterdessen ausgebrochene Krieg zwischen den Besatzern und der Mahdi - Armee, von den massiven Demonstrationen gegen die Besatzung ganz zu schweigen. Über Al Sadr konnte ich nur immer wieder in Erfahrung bringen, daß er ausdrücklich sektiererische Gewalt verurteilt und die Iraker zur Einheit gegen die Besatzung aufruft. Von einem “Bürgerkrieg” konnte ich in diesen Meldungen nichts oder wenig feststellen (außer daß immer US-Offizielle behaupten, al-Sadr würde zum sektiererischen Terror aufrufen oder ihn “befeuern”), was in mir den Eindruck verstärkt, und das will ich jetzt einfach so aussprechen dürfen, daß der Terror der Besatzungsmacht durch fingierte Kommandos von der Art “Al - Qaida” (agent provocateurs, false-flag) gegenüber speziell der europäischen Presse als “sektiererischer Terror” und “Bürgerkrieg” ausgegeben wird, wobei diese offensichtlich mitspielt.
Auf jeden Fall ist die Diskrepanz zwischen den Meldungen etwa in SPIEGEL - ONLINE und dem, was man durch eigene Internetrechcherche erfährt so groß, daß aus meiner Sicht mit Fug und Recht gesagt werden kann, daß SPIEGEL - ONLINE in keinster Weise ein verläßliches Medium darstellt, was die Situation im Irak selbst angeht. Vielmehr wird hier nach meinem Eindruck, wie schon bei anderen Gelegenheiten, die “öffentliche Meinung” entsprechend politischer Leitlinien strategisch “disponiert”.

Wir werden weiter recherchieren.

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Deutschland Debatte: Ein besseres Konzept - Lernen für das Leben -
04/09/2007 11:13 PM
Diese junge Frau wollte ein Beispiel aufgezeigen, wie in anderen Ländern kostengünstig öffentliche Leistungen erhalten werden: Schüler haben an einem Tag in der Woche neben dem Unterricht Reinigungstätigkeiten die Reinigungstätigkeiten umfassen die Gebäudeanteile innen, einschließlich der Fenster ) und auch die Außenfläche ( Hof, Treppen, Sportplatz … ). Bei uns in Deutschland hingegen bekommen die Schüler bereits im frühesten Kindesalter [...][Link] [Cache]
Oeffinger Freidenker: It's the religion, stupid!
04/09/2007 09:52 PM
Viele Probleme dieser Welt fußen auf der Religion. Auf der Religion in dem Sinne fester Dogmen und Strukturen, eines institutionalisierten Glaubens. In weiten Teilen des Landes ist das passé, spielt die Kirche im alltäglichen Leben der Menschen genausowenig eine Rolle wie die angeblichen christlichen Werte, die sie stets befeuert. Aber eben nicht überall. Besonders im Süden Deutschlands ticken die Uhren anders.
Hier gibt es noch Dörfer, in denen dogmatisch an dem altbewährten festgehalten wird, das sich noch nie bewährt hat, und in dem das Wort des Pfarrers immer noch mehr zählt als das der Vernunft. An solchen oberbayrischen Dörfern ist die Aufklärung spurlos vorbeigegangen und auch nach über 250 Jahren noch nicht angekommen. In der Süddeutschen Zeitung steht die erschütternde Geschichte einer (zwangsweihe) unehelichen Pfarrerstochter. Zu einem Leben in Lüge und Versteck gezwungen, ausgegrenzt und teilweise richtiggehend verhasst ist sie ein direktes Opfer der dogmatischen Kirchenausrichtung, die so unflexibel ist wie Kruppstahl. Immerhin ist für den zuständigen Kardinal, der sich höchstpersönlich mit der Sache befasste, die Schuldfrage klar: nicht der Pfarrer, der seinen kleinen Freund nicht in Zaum zu halten wusste, sondern Frau und Kind (!) sind schuld. Um ihn zu schützen, wurde er versetzt. Ich mach die Welt, wie es mir gefällt. Der Name des Kardinals: Josef Ratzinger.[Link] [Cache]
Politblog.net: E-Mail an die iranische Botschaft
04/09/2007 08:58 PM

Ich möchte bekanntgeben, daß ich folgende E-Mail an die iranische Botschaft geschickt habe
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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe Ihnen als jemand, der strikt gegen jeden kriegerischen Akt der USA oder EU gegen den Iran, den Irak oder sonst ein Land der arabisch-islamischen Welt ist. Ich muß Sie auf etwas aufmerksam machen. Sie wissen vermutlich so gut wie ich, wie die Äußerungen Ihres Präsidenten zu Israel und dem Holocaust durch -nach meiner Meinung- bewußte Falschübersetzung durch die deutsche Presse in ein Licht gerückt würde, das - ich will es mal so sagen - die Kriegsbereitschaft der “öffentlichen Meinung” günstig für kriegerische Akte disponiert. So kam es, daß Ihr Präsident von der deutschen Presse plötzlich als Holocaust - Leugner dargestellt wurde, der zum Judenmord aufruft.
Ich weiß so gut wie Sie, daß das kriegsvorbereitende Public Relation war und ist. Ich habe zuverlässige Übersetzungen Reden Ahmedinedshads gelesen und weiß, daß er das so nicht gesagt hat.

Herausragend bei solchen Akten der Desinformation ist nach meinen Beobachtungen leider der Spiegel, was eine Schande für die eigentlich ruhmreiche Geschichte dieses Blattes ist.

Ich muß Ihnen mitteilen, daß gerade erneute Gefahr der bewußten Desinformation besteht. Bitte rufen Sie den Link auf. Der Spiegel-Online hat in seiner Schlagzeile bewußt das Wort “Atomstaat” verwendet, wobei er wohl sicher weiß, daß im Deutschen dieses Wort verstanden wird als ein Staat, der einsatzbereite Atomwaffen besitzt.

Das ist aber, wie Sie wissen, nicht der Fall. Der Spiegel-Online versucht -davon bin ich überzeugt- also auf subtile Weise, dem Bundesbürger ein Bedrohungsszenario vorzugaukeln. Ich persönlich beobachte den Spiegel schon eine Weile und muß Ihnen dringend mitteilen, daß zumindestens SPIEGEL ONLINE sich nach meinem Eindruck mit publizistischer Kriegsvorbereitung beschäftigt.

Unglücklicherweise spielen aber Medien Ihres Landes diesen Absichten in die Hände.
Unter dem deutschsprachigen Link http://german.irib.ir/default.asp?c=i16065&pn=1 Ihrer Nachrichtenagentur IRIB taucht genau diese mißverständliche Formulierung “Iran wird zur Nuklearmacht”. Ich weiß sehr wohl, wie dieser Satz gemeint ist: es handelt sich um die Urananreicherung zum Betrieb von Kernreaktoren und nicht “Atommacht” im Sinne eines Staates, der über einsatzbereite Atomwaffen verfügt.

Das ist den Kreisen, die einen Krieg gegen Ihr Land wollen, aber vollkommen egal.

Unabhängig davon, daß ich meine, daß der Iran schlecht beraten ist, auf nukleare Kraftwerksenergie zu setzen, was ein anderes Thema ist, sehe ich es als meine Pflicht als Bürger Deutschlands an, Sie davor zu warnen, daß derartige Formulierungen von interessierten Kreisen gnadenlos verwendet werden, um ein Bedrohungsszenario durch den Iran zu konstruieren.

Im Interesse des Weltfriedens möchte ich Sie daher bitten, auch im Interesse des Lebens und der Gesundheit Ihres Volkes, Ihre Wortwahl im Deutschen kritisch zu überprüfen. Sie können nicht davon ausgehen, daß SPIEGEL und vergleichbare Presseorgane auf Feinheiten der Übersetzung Rücksicht nehmen, jedes nur kleine mögliche Mißverständnis wird nach meinem Eindruck rücksichtslos ausgenutzt, um die deutsche Bevölkerung weiter zu desinformieren und toleranter gegenüber einem völkerrechtswidrigen Angriff auf den Iran “umzuerziehen”.

Mit freundlichen Grüßen

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Politblog.net: Jetzt schlägts aber 13! Sie könnens nicht lassen!
04/09/2007 05:19 PM

Kurzartikel zu einer dreisten SPIEGEL-ONLINE-Verdrehung.
Schlagzeile: Iran erklärt sich zur Atommacht
Frage: Was assoziieren Sie mit dem Begriff Atommacht?
Richtig: aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie: Als Atommacht bezeichnet man einen Staat, der über Kernwaffen verfügt und zusätzlich die geeigneten Trägersysteme besitzt, um die Kernwaffen militärisch einsetzen zu können.
Frage: Was betreibt SPIEGEL ONLINE?
Richtig: Desinformation Danke. Ende meines bisher kürzesten Artikels

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Politblog.net: Der Irak entgleitet der Besatzungsmacht
04/09/2007 04:09 PM

Ich beziehe mich auf jüngste Artikel in Südeutsche, Spiegel Online , Ria Novosti und Al-Jazeera .

Die letztere Quelle ist am aussagekräftigsten.
Hier werden deutliche Worte aus dem Irak zitiert:

Hundreds of banners saying “Down with Bush, Down with America” were carried by protesters as Iraqi police and soldiers guarded checkpoints in and around Najaf and Kufa.
Many people, draped in Iraqi flags, set US flags ablaze and some trampled on and struck US and Israeli flags painted on the ground with their shoes, an act considered one of the worst insults in Arab culture.
“In four years of occupation, our sons have been killed and women made widows,” cried Ahmed al-Mayahie, 39, a Shia from the southern city of Basra.
“The occupier raised slogans saying Iraq is free, Iraq is liberated. What freedom? What liberation? There is nothing but destruction. We do not want their liberation and their presence. We tell them to get out of our land.”
Falah Hassan Shanshil, a MP from al-Sadr’s parliamentary bloc, said: “This crowd has come to reject the American occupation and demand its withdrawal.”
On Sunday, al-Sadr reiterated his call to unite against the Americans and end fighting between his militiamen and security forces in the central city of Diwaniyah.
US and Iraqi soldiers have been clashing with his militiamen in Diwaniyah since Friday.
Calling for unity against US troops, al-Sadr urged local forces not to support the “occupier because it is your enemy”. Und: “Iraq has had enough bloodshed. The occupation forces led by the biggest evil, America, is working to sow dissent either directly or through its agents.” (sic!)

Mir kommen Erinnerungen an den Vietnamkrieg. Es ist nicht genau so wie 1954-1975, aber die Entwicklung läuft bedeutend rasanter ab.

1954 wurde Vietnam geteilt und in Nord und Süd getrennt. Für 1956 vereinbarte Wahlen wurden von den USA verhindert, stattdessen installierten sie in Südvietnam die Diktatur eines bigotten katholischen Fundamentalisten (Diem) nebst seinem korrupten Familienanhang. Den Vernichtungskrieg gegen die südvietnamesischen Nationalisten (Vietminh/Vietcong) gaben sie als “Krieg zur Verteidigung der südvietnamesischen Demokratie” aus, eine Demokratie, die niemals auch nur einen Augenblick existierte.

1965, also 11 Jahre später platzte der Bluff. Die buddhistische Bevölkerung Südvietnams erhob sich gegen die Diktatur Diems und die Schweinsblase von der südvietnamesischen “Demokratie” platzte.

Es folgte (nach einigen Putschen unter Beteiligung von US-Armee und CIA) eine gewöhnliche Militärdikatur (Thieu/Ky), die sich trotz massiver Bombardierung Nordvietnams nicht etablieren konnte. Selbst die Ausweitung des Krieges auf Laos und Kambodscha 1972 half nichts.

1975 war es zu Ende.

2003 eroberten die USA unter Bruch des Völkerrechtes den Irak und setzten den von ihnen einstmals selbst gepuschten ehemaligen Vorstadtkiller Saddam Hussein ab. Er war ihnen seit 1990 aus dem Ruder gelaufen. Von Anfang an leisteten Iraker, ob Saddam-Hussein-Anhänger oder nicht, den Besatzungstruppen Widerstand.

2004 / 2005 verkündeten die Besatzungstruppen, daß “der Job” beendet sein. Doch der Widerstand der Iraker fing da erst wirklich an.

2006 machten sie viel Gerede von einem “Bürgerkrieg”, der zwischen den Sunniten und Schiiten im Irak “ausgebrochen” wäre (was für ein dreister Euphemismus). Kenner der Szene wissen oder ahnen wenigstens, daß der AL-Qaida-Terror im Irak in Wirklichkeit der Terror der Besatzungsmacht gegen die Bevölkerung ist. Verzweifelt versuchte die Besatzungsmacht, Schiiten und Sunniten gegeneinander zum Bürgerkrieg zu bomben, mit sektiererischen Attentaten, Massakern, “False-Flag-Operationen” usw.

2007 Die Maskerade ist vorbei. Die irakische Bevölkerung geht auf die Straße und fordert den Abzug der Besatzungstruppen. Weder bei den Sunniten noch bei den Schiiten hat die Besatzungsmacht noch eine Basis. Die irakischen Gemeinden verweigern schon seit längerer Zeit (gerade im Süden) jegliche Zusammenarbeit mit der Besatzung. Der Schein vom “demokratisierten” Irak zerfällt mit jedem Tag weiter. Die Marionetten laufen davon und das Volk geht auf die Straße.

Es ist wie Vietnam 1965. Nur die vergangene Zeitspanne ist beträchtlich kürzer. In Vietnam vergingen 11 Jahre, bis der Schwindel aufflog, im Irak 4. Und das kurz nach der gescheiterten Kriegsinszenierung gegen den Iran.

Es wird nun wirklich ernst für die US - Besatzung.

Aber es sieht leider ganz danach aus, als ob sie den Irrwitz des Vietnamkrieges wiederholen: noch mehr Soldaten, noch mehr Panzer, noch mehr Bomben, noch mehr “False-Flag”, noch mehr Gelder.

Und dabei fängt sich der irakische Widerstand erst an zu formieren. Im Unterschied zu Vietnam gab es im Irak des in Ungnade gefallenen CIA-Zöglings Saddam Hussein 2003 keine erfahrene und traditionsreiche Widerstandsbewegung wie die FLN (”Vietcong”) in Südvietnam 1965. Es sieht noch viel viel düsterer aus für das Imperium als in Vietnam 1965.
“Al-Qaida” war niemals, zu keinem Zeitpunkt etwas anderes gewesen als ein Werkzeug der Besatzung zur Terrorisierung und Desinformation des irakischen Volkes, ein agent provocateur .

Was da in Najaf and Kufa auf den Straßen ist, hat mit Al-Qaida nichts zu tun. Hier entsteht und entwickelt sich täglich eine Widerstandsbewegung quer durch alle Bevölkerungsschichten. Der Trick mit dem “sektiererischen Bürgerkrieg” ist zumindest bei den Irakern längst aufgeflogen.

Imperium, es geht zu Ende. Der Krieg ist für die USA auf keinen Fall mehr zu gewinnen. Er ist jetzt schon unwiderruflich verloren.

Das ändert leider nichts daran, daß er noch viel Blut irakischer Zivilisten kosten wird. Es liegt an uns, daß wir uns nicht zu Komplizen machen.

Wir sollten die Forderung der Iraker von Najaf und Kufa unterstützen: US-Truppen raus aus dem Irak!

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Oeffinger Freidenker: Integration via Schule
04/09/2007 03:22 PM
Die Idee des Schulfach Islam ist weiter auf dem Vormarsch, besonders im Vorreiterland NRW. Die Idee ist, die islamische Religionslehre in staatliche Hand zu legen - und damit zu kontrollieren -, anstatt sie privaten und unkontrollierbaren, möglicherweise islamistischen Gelehrten und Moscheen zu überlassen.
Diese Idee ist gut und richtig, und man muss sie fördern. Es kann nicht sein, dass der Staat in Vogel-Strauß-Manier den Kopf in den Sand steckt und hofft, dass sich das Problem irgendwie von alleine löse. Vielleicht, indem aus den Moslems gute Christen werden oder etwas ähnliches. Stattdessen wäre es nötig, mit ausgebildeten Lehrern dafür zu sorgen, dass ein unvoreingenommenes Bild mit einer säkular motivierten Religionslehre verbunden wird und dadurch der Islam selbst zum Bestandteil der Integration werden kann - und einer Religion wie jede andere auch.[Link] [Cache]
Oeffinger Freidenker: Egraut, vergessen
04/09/2007 03:15 PM
Ein Bild hängt an der Wand, ergraut und verstaubt. Es zeigt Ostermärsche in den 1980er Jahren, tausende von Menschen gegen Reagan, Kohl und den NATO-Doppelbeschluss, gegen die Rüstung, für den Frieden. Schnitt.
Der gestrige Ostermarsch in Bremen brachte ganze 150 Menschen auf die Straße, fast alle deutlich über 50, ihre Anführer haben die 70 überschritten. Über Megaphone versuchen sie Aufmerksamkeit zu erreichen, sie reden vom imperialistischen Europa, vom Neoliberalismus, vom Neuaufbau der KPD. Ein wirrer Mix aus aktuellen Problemen und Projekten der Vergangenheit, die bereits vor 40 Jahren scheiterten. Sie fühlen sich verraten, verraten von der taz und den Grünen, zurecht. Sie fühlen sich als Speerspitze der Friedensbewegung, des Aufstands der Anständigen, zu unrecht. Die KPD, die sie wieder aufbauen wollen, hat ihren Lebenshauch bereits anfang der 1950er Jahre verloren, und alles was später kam waren Todeszuckungen, letztes Aufbäumen einer zum Untergang verdammten Idee.
Die gestrigen Demonstranten sind so ein vergreisendes, vergilbendes und verstaubtes Denkmal jener Zeit. Wenn man sie überhaupt wahrnimmt, so schüttelt man den Kopf über sie, belächelt sie. Die Zeit heute ist eine andere. Die Repräsentanten der alten sterben aus.[Link] [Cache]
Oeffinger Freidenker: Jenseits aller Grenzen
04/09/2007 03:09 PM
Der höchstbezahlte Manager 2006 steht fest. Ray Irani, Chef von Occidental Petroleum, strich 400 Millionen Dollar ein. Er allein. Dabei entfielen "nur" rund 60 Millionen als gehalt, von denen etwa dreieinhalb fix und der Rest leistungsbezogen war. Der Rest kommt durch eine unglaubliche Menge an Aktienoptionen zustande, die Iranie in den Jahren seiner Tätigkeit ansammeln konnte.
Insgesamt ist er jedoch damit bei weitem nicht der größte Gierschlund: Oracle-Chef Larry Ellison konnte 2001 über 700 Millionen einstreichen, Disney-Chef Michael Eisner kam 1998 auf 590 Millionen. Dagegen nimmt sich ein Ackermann mit über 13 Millionen wahrhaft bescheiden aus.
Doch das soll kein Plädoyer sein, dieses Karussel und Höllenrad der zügellosen Gier auch auf Deutschland auszudehnen. 13 Millionen in einem Jahr - das entbehrt schlichtweg jeglicher Grundlage, und die zitierten US-Gehälter sind einfach nur aberwitzig. Sokrates meint einmal, dass kein Mensch mehr als viermal so viel besitzen sollte wie ein anderer. Das mag zu wenig sein; selbst aber, wenn man den Spruch auf das hundertfache ausdehnt wären diese Gehälter noch nicht im Geringsten abgedeckt. Und kaum jemand wird die Frage, ob diese Personen mehr als hundertmal so viel leisten wie ein einfacher Arbeiter mit "ja" beantworten können.[Link] [Cache]
Mein Parteibuch Blog: Gedanken zum Fall Josh Wolf
04/09/2007 02:43 PM

Seit gut sechs Tagen ist der US-amerikanische Videoblogger Josh Wolf nach 224 Tagen in Beugehaft wieder in Freiheit. Die Massenmedien haben den Fall, der so gar nicht zum Image eines Landes passt, das andere Länder mit blutigen Kriegen von Grundrechten, Meinungsfreiheit und Demokratie überzeugen will, so gut es ging ignoriert. Dabei ist der Fall USA gegen Josh Wolf von enormer Bedeutung für Demokratie und Grundrechte in der ganzen Welt.

Was passiert war, ist schnell erzählt. Bei einer anarchistischen Demonstration gegen Krieg und Kapitalismus geriet ein Polizeiauto durch einen Feuerwerkskörper, wie er zu den Feierlichkeiten des amerikanischen Unabhängigkeitstages üblich ist, in Brand und ein Polizist erlitt bei der Verfolgung eines Demonstranten einen Schädelbruch. Der Videoblogger Josh Wolf hat auf der Demonstration gefilmt, einen Ausschnitt seines Filmmaterials veröffentlicht. Das FBI hätte anschließend gern sein Rohmaterial gehabt und ihn zur Demonstration ausgefragt. Ein gutes halbes Jahr später hat Josh Wolf eine gerichtliche Anordnung, geauer gesagt eine sogenannte Subpoena, erhalten, die ihn dazu verpflichtet hat, sein Rohmaterial, seine Kamera und seine Schnittsoftware an die Strafverfolger herauszugeben sowie als Zeuge auszusagen. Da Josh Wolf nicht wollte, dass er als Journalist als Hilfspolizist missbraucht wird, hat er die Erfüllung der Anordnung verweigert und wurde nachfolgend zu einer einjährigen Beugehaft verurteilt. Vor einer Woche erreichten seine Anwälte einen Kompromiss mit dem Richter, demzufolge er das Rohmaterial übergeben muss und es gleichzeitig auf seiner Webseite veröffentlichen darf und er als Zeuge nur auf zwei Fragen, die ihm vorher bekannt waren, antworten musste und dafür aus der Haft entlassen wurde.

Bei dem Fall ging es nicht nur um die Frage, ob Josh Wolf das Recht hat, den amerikanischen Behörden sein selbstgefilmtes Videomaterial vorzuenthalten. Interessanter ist da schon die Frage, ob Josh Wolf als Blogger ein Journalist ist und demzufolge ein Recht auf Informantenschutz genießt. Denn dabei geht es darum, ob formal bestehende Grundrechte in der Praxis überhaupt noch irgendwie durchsetzbar sind. Möglich wird die Aushebelung von Grundrechten durch die nahezu allgegenwärtige Instrumentalisierung für den konkreten Fall eigentlich nebensächlicher Rechtsgebiete zu einem guten Zweck.

Die Anordnung, dass Josh Wolf seine Kamera abgeben sollte, scheint nur dazu da gewesen zu sein, um Josh Wolf durch den Entzug seines Eigentums für die Wahrnehmung seiner Rechte zu bestrafen. Auch die Verpflichtung zur Aushändigung der Schnittsoftware lässt sich kaum anders erklären, als dass das Gericht gehofft hat, bei Josh Wolf auf raubkopierte Software zu treffen und dadurch ein Druckmittel gegen Josh Wolf in die Hand zu bekommen, damit er von der Wahrnehung seiner Rechte absieht. In dieses Bild der Instrumentalisierung des Rechtswesens durch interessierte Kreise der Justiz passt auch die hartnäckige Weigerung der Behörden, anzuerkennen, dass Josh Wolf als Videoblogger Journalist ist, wobei sich das Gericht anscheinend hinter der aus Deutschland bestens bekannten Argumentation verschanzt, dass Josh Wolf mit seiner journalistischen Tätigkeit zu wenig Geld verdient hat, um davon leben zu können.

Mit der Verpflichtung zur Zeugenaussage, die laut Josh Wolf entscheidende Punkt war, warum er sich der Subpoena widersetzt hat, obwohl doch auf dem von den Behörden begehrten Videorohmaterial ohnehin nichts interessantes zu sehen ist, sollte das Grundrecht auf eine freie und abhängige Berichterstattung der Medien komplett ausgehebelt werden.

Dass es jemand wagt, durch ebenso friedlichen wie hartnäckigen Widerstand seine Grundrechte durchzusetzen, konnte von den Behörden nicht hingenommen werden. Man stelle sich einmal vor, das würde Schule machen. Wenn jeder auf der Wahrnehmung seiner Grundrechte bestehen würde, dann würde die Gesinnungsjustiz vermutlich schon an schierer Überlastung zusammenbrechen. Interessant ist es in dem Zusammenhang zu sehen, wie die Strafverfolgungsbehörden versuchen, die öffentliche Wahrnehmung der Tatsache zu verhindern, dass es Josh Wolf gelungen ist, seine Grundrechte weitgehend erfolgreich durchzusetzen.

Wer nun allerdings glaubt, in Europa stünde es um Grundrechte wie die Meinungsfreiheit besser als in den USA, der irrt sich vermutlich gründlich. Das Recht zur Veröffentlichung der mörderischen Vereinbarung zur Bombardierung von Al-Jazeera beispielsweise wird vom Europäer Tony Blair genauso unter Missbrauch der Justiz bestritten wie vom amerikanischen Präsidenten George W. Bush. In Frankreich wurde das Filmen von Gewalt durch Nicht-Journalisten gerade zum Straftatbestand gemacht, so dass die französische Polizei nun eine strafrechtliche Grundlage hat, um gegen Hobbyfilmer vorzugehen, die Gewaltexzesse beispielsweise von Polizisten filmen.

In Deutschland wäre es kaum denkbar, dass Josh Wolf so eine Demonstration filmt und seine Kamera überhaupt nach Hause bringt. Hier reagiert die Polizei äußerst empfindlich auf Nicht-Journalisten, die durch ungenehmigte Video-Aufnahmen das Persönlichkeitsrecht von Polizisten verletzen. Und falls es in Deutschland doch passiert, so würde er mit Hilfe des Persönlichkeitsrechtes in Grund und Boden geklagt werden. Wie die Justiz in Deutschland durch Strafverfolgungsbehörden zum Zweck der Aushebelung von Grundrechten instrumentalisiert wird, lässt sich leicht am Fall von Ulrich Brosa erkennen. Auch dass Fastix für seine Veröffentlichungen rund einen Monat im Gefängnis gesessen hat, spricht Bände über den Zustand der Grundrechte in Deutschland.

Schriftlich in einer Verfassung gewährte Grundrechte gegen die staatliche Gewalt nutzen überhaupt nichts, wenn sie im Alltag von der staatlichen Gewalt missachtet werden. Während es allerdings in den USA mit Josh Wolf nun eine neue Gallionsfigur für eine Bewegung gegen die Aushöhlung des Grundrechtes auf Meinungsfreiheit gibt, ist in Europa und in Deutschland eine solche Gallionsfigur zur Verteidigung des für das Funktionieren einer Demokratie unerlässlichen Grundrechtes auf Meinungsfreiheit bisher nicht in Sicht. Der Fall Josh Wolf betrifft insofern die ganze Welt, denn er kann ein Vorbild für die ganze Welt sein, wie Grundrechte gegen die Instrumentalisierung der Justiz zur Aushöhlung von Grundrechten durchgesetzt werden können.

Es bleibt zu hoffen, dass der Fall Josh Wolf ansteckend für die Idee der praktischen Durchsetzung von Grundrechten in der ganzen Welt ist.

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Play rough!: Ostern, das Internet und der ganze Rest
04/09/2007 12:06 PM
Heute wende ich mich mal vollkommen ohne Bezug und thematisch ungebunden an euch, so, wie ich, würde ich eins führen, wohl in mein Tagebuch schreiben würde. In meinem Leben ist nicht besonders viel passiert, oder doch, je nachdem, wie man es sieht: Die Lieblingsbewohnerin und ich waren für 1,25 Tage an der Ostsee, in Ahrenshoop nämlich (nein, das ist keine Empfehlung, fahrt da bloß nicht hin, denn was mir wirklich da gefällt, ist die Ruhe, die dort herrscht und das soll mal schön so bleiben, ohne das da plötzlich Heerscharen von Bloglesern auftauchen) und es war wunderschön, ich hatte seit Ewigkeiten mal wieder kein Zeitgefühl, kein Bedürfnis auf mein sowieso lautlos geschaltetes Handy zu schauen und gaaaaaanz viel Zeit und Muße, Steine zu gucken, damit zu werfen (4 Absprünge ist Rekord), Wellen zu zählen (Wurde euch als Kind eigentlich auch mal erzählt, dass jede 7. Welle eine große ist? Mir nämlich schon und deswegen zähle ich bis zum heutigen Tage nach, manchmal stimmts, manchmal aber eben auch nicht, komisch!) und die Komposition lustiger Urlaubsphotos zu ersinnen.
Es ist schon komisch, wie es sich dann anfühlt, wenn man wieder zurück kommt; ich meine, wir waren nicht so lange da, dass ich mich daran gewöhnt hätte oder so, aber schwermütig war ich wirklich und Lust auf Berlin hatte ich auch nicht. Nun gut, jetzt bin ich wieder da und musste feststellen (danke Andreas für den Hinweis), dass wir irgendwie und aus einem Grund, den ich erst noch ergründen muss (höhö), so viel Traffic von StumbleUpon bekommen haben, dass der Server mal wieder abgeschmiert ist (sorry Chrischan, ich weiß, dass es dieser Blog war, aber ich war es echt nicht!), schon blöd und das tut mir natürlich auch leid, ich hoffe, dass wir dieses Problem demnächst mal lösen können, aber ich habe da schon was in der Planung!!!
So, ich gebe mich jetzt dem familiär-österlichen weiteren Tagesverlauf hin, wünsche allen, die es betrifft fröhliches Auferstehen und frag mal so in die Runde: Hat es Knut eigentlich zwischenzeitlich endlich erwischt?
Frohe Rest-Ostern!
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Deutschland Debatte: Juristisches Gekungel??? Relativiert sich Recht???
04/09/2007 06:19 AM
Ohne Erstaunen hat man vernehmen können, dass sich der Verdacht erhärtet, dass Ullrich nicht ganz schuldlos sein soll. Viel interessanter ist jedoch der Satz aus dem folgenden Link zu vernehmen: „Mein Kollege Schwenn und ich haben sehr gute Arbeitskontakte in Bonn. Falls es irgendetwas zu machen gilt, dann werden wir direkt mit der Staatsanwaltschaft in Bonn [...][Link] [Cache]
Politblog.net: Liebe und Arbeit im Werk Charles Fouriers
04/09/2007 06:06 AM

Vorwort

Ich habe den vorliegenden Text in seinen großen Zügen bereits 2004 erstellt, und zwar für die Herbst - Veranstaltung einer Gruppe, die sich mit dem Projekt einer Gemeinschaftsgründung beschäftigte. Die Einarbeitung in die Gedankenwelt Charles Fouriers stellte für mich persönlich ein Highlight dar, da mich die gedankliche Kühnheit dieses Mannes faszinierte und fasziniert. In diesem Blog schreiben wir leider gar zu oft über sehr unerfreuliche Dinge, über Abscheulichkeiten, die sich auf Ebenen zutragen, die uns einfachen Menschen fast nicht erreichbar scheinen. Bei alldem darf nicht vergessen werden, dem “Prinzip Hoffnung” seinen Platz einzuräumen.

Ich möchte Sie, liebe Leser, mit der Gedankenwelt eines großen Utopisten vertraut machen und diese Ihnen vorstellen: Charles Fourier.

Einleitung

Aus der „Ode an Charles Fourier" von Andre Breton

Fourier
hell hebt sich ab
vom trüben Grau des heutigen Denkens und Trachtens
dein Licht

Es klärt den Durst nach einem besseren Dasein
und birgt ihn vor allem was seiner Reinheit schaden könnte


auch wenn ich’s (was der Fall ist) für erwiesen hielte
daß die Verbesserung des menschlichen Schicksals
nur sehr langsam und in Schüben sich vollzieht
um den Preis von platten Forderungen und kalten Kalkulationen
so bleibt doch ihr wahrer Hebel
die Kraft des aberwitzigen Glaubens
an den Aufbruch in eine paradiesische Zukunft

und letztlich ist sie auch die einzige Hefe der Generationen

deine Jugend

1. Leben und Werk Charles Fouriers


1.1. Der Kritiker der “Zivilisation”


Der utopische Sozialist Fourier (1772 - 1837) übte massive Kritik an der damaligen bürgerlichen Gesellschaft, die mit dem “Überfluß auch die Armut schafft”. Diese scheinbar widersprüchliche These erschien damals als ein Novum, heute dagegen erscheint sie uns fast als vertraut, wenn wir unsere reale Welt betrachten.
Charles Fourier nannte die Gesellschafts- oder Geschichtsepoche, in der er lebte “Zivilisation”. Das war nicht unbedingt seine Erfindung. Die europäischen Länder faßten sich ja damals durchaus alle als “zivilisierte” Länder auf im Vergleich zu den “barbarischen Regionen” in Afrika, Amerika, Asien, Ozeanien.
Doch Fourier war weit davon entfernt, die “Zivilisation” zu glorifizieren, er war vielmehr ihr erbitterter Kritiker. Die Einrichtungen der „Zivilisation" verhindern nämlich nach seiner Meinung, daß der Mensch seine natürlichen positiven Möglichkeiten zu entfalten vermag. Die “Zivilisation” war für ihn nicht “das Ende der Geschichte”, sondern ein unzureichendes und verachtenswertes Zwischenstadium in der menschlichen Geschichte. Das war zu seiner Zeit durchaus neu. Er wurde so zum Begründer der sozialistischen Lehre des Fourierismus.
Ein Auftrag, im Interesse einer Preisspekulation heimlich eine Reislandung ins Meer werfen zu lassen, soll ihn auf sozialistische Ideen gebracht haben.
Als Handelsmakler in Lyon veröffentlicht er ab 1803 z.T. anonym sein umfangreiches Schriftgut, in welchem er sein sozialistisches System begründet.
Dies enthält aus heutiger Sicht einige skurrile Züge, die sich aus seiner Zeit erklären lassen, wo nämlich gerade Newton mit seiner Bewegungstheorie Fourore machte.
Fourier vertrat, dass eine natürliche gesellschaftliche Ordnung existiere, welche den Newton’schen Gesetzen entspreche. Sowohl die physikalische Welt wie auch die Gesellschaft in ihrer historischen Evolution entwickle sich in acht aufsteigenden Stufen.
In der Harmonie erst, der höchsten Stufe, sei der Mensch dazu in der Lage, seine Emotionen frei auszudrücken. Die “Zivilisation” war für Fourier erst Stufe 4.
Diese Stufe könne erreicht werden, indem man die Gesellschaft in “Phalangen” aufteile. Dabei ist eine Phalanx eine landwirtschaftlich- industrielle Kommune, in der sich die Mitglieder in der Ausübung verschiedenen Tätigkeiten beständig abwechseln.
Ein Phalansterium ist nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Liebesgemeinschaft. In Ihr Leben bis zu 1500 Menschen in einer Großgemeinschaft zusammen, die - so seine Vorstellung - ein Sansoussi-ähnliches Schloßgelände bewohnt.

1.2. Die Utopie von der Harmonie


Durch die Bildung von großen Kommunen (Phalangen), in denen die Menschen entsprechend ihrer Charakterstruktur, und ihrer Leidenschaften zusammen leben und in Produktionsgenossenschaften die Arbeit organisieren, werden alle Übel der „Zivilisation" überwunden.
Zwei wesentliche Faktoren werden die Harmonie grundsätzlich von der “Zivilisation” unterscheiden:

  • Die Arbeit wird zum Vergnügen werden.

  • Freie Liebe wird die Regel sein.

1.3. Lebensdaten


• 7.4.1771 geboren in Besancon als Sohn eines Tuchhändlers
• 1772-1791 Gymnasium; wird Lehrling bei Kaufleuten in Lyon und Rouen
• 1791 Übersiedlung nach Lyon; Revolution; Konfrontation mit den Seidenarbeitern
• 1793 Verwicklung in den Bürgerkrieg Föderierte – Konvent; Beerbung des Vaters
• 1794 Militärdienst als Kürassier am Rhein, dann Entlassung aus dem Militär; Verlust seines gesamten Vermögens
• 1799 Als Kaufmannsgehilfe in Marseille Beginn der Arbeiten an „der Berechnung der sozialen und erotischen Anziehung". Geht nach Paris, um exakten Wissenschaften zu studieren.
• 1800. Geldmangel. Zurück nach Lyon, lebt als Makler ohne Lizenz. Die Zensur lehnt sein Zeitungsprojekt ab.
• 1803-1804 erstmals Erwähnung der „universellen Harmonie"in einer Artikelserie
• 1808 Veröffentlichung „Theorie der vier Bewegungen" (anonym)
• 1815 Bürovorsteher in der Lyoner Präfektur.
• 1816 Beginn der Beziehung zu Just Muiron (frühester Schüler)
• 1819 Vollendung „Grand traite" ( 8 Bände)
• 1821 Erscheinen der „Abhandlung über häusliche und landwirtschaftliche Assoziation", gekürzt um die erotischen Passagen.
• 1824 -1829 Schreibt an Robert Owen, um ihn zu gewinnnen. Lebt als kleiner Angestellter. Veröffentlicht „Die neue Industrie- und Geschäftswelt". Wartet auf einen Sponsor für sein erstes Phalansterium.
• 1830 – 1832 Auseinandersetzungen mit den Saint-Simonisten und Owenisten, denen er vorwirft, sie wollten die Natur des Menschen verändern.
• 1833-1836 Fourier wird gefeiert, zerstreitet sich allerdings mit seinen Schülern.
• 1837 Fourier stirbt und wird auf dem Montmatre begraben.

1.4. Würdigung Charles Fouriers


Schon zu seiner Zeit sprach man davon, daß Fourier ein "legendäres und geheimnisumwobenes Leben" führte. Die Wirkung seiner umfangreichen Schriften aber entfaltete sich erst nach seinem Tod. Auf ihn stützten u.a. Marx und Engels ihre Vorstellung vom Kommunismus, was zum Beispiel wenig bekannt ist, obwohl es nach den Quellen auf der Hand liegt.
Fourier heiratete nie, hatte keine längeren sexuellen Beziehungen, aber eine spezielle Neigung zu Lesbierinnen ließ er in wenigen Äußerungen erkennen. Tatsächlich war er der Vordenker einer sexuellen Revolution, neben dem Freud, Reich und Kinsey fast schüchtern wirken.


2. Grundgedanken Fouriers


2.1. Die Vision von einer Harmonie in Freiwilligkeit


Fourier gilt als sogenannter “utopischer Sozialist”. Von einem “utopischen Sozialisten erwartet man gemeinhin, daß er sich irgendwelche idealen Vorstellungen von einer idealen Zwangsgemeinschaft machen würde.
Weit gefehlt bei Fourier.
Fourier ist Gegner jeder erzwungenen Vereinheitlichung. Er ist radikaler Anhänger der Freiwilligkeit. Seine Vorstellungen von der Harmonie sind weit weg von der Monokultur vieler anderer sozial-revolutionärer Modelle seiner Zeit, etwa von Louis Cabet oder Saint-Simon.
„In der Harmonie ist alles frei" so seine These – die Zukunft basiert auf der Freiwilligkeit. Mit dieser Auffassung unterschied sich Fourier grundlegend von allen frühkommunistischen und frühsozialistischen Schulen seiner Zeit.


2.2. Anziehung und Leidenschaften


Glücklich ist der von Leidenschaften bewegte Mensch
Fourier lehnt radikal jede Reglementierung ab, und zwar radikaler als es sich jeder “Liberale” oder sogar “Libertäre” vorstellen könnte. Gesellschaftliche Harmonie entsteht nicht durch Unterdrückung von (ökonomischen, nach Herrschaft strebenden, sexuellen usw.) Trieben, sondern durch das Ausleben der verschiedenen, in jedem Individuum anders konzentrierten, das Talent, die geistigen Fähigkeiten, das emotionale Leben usw. betreffenden Anziehungs- oder Assoziationskräfte.
Fourier sieht den glücklichen Menschen als ein durch Leidenschaften bewegtes und gesteuertes Wesen.
Fourier glaubt, dass die Leidenschaften durch “gegenlaufende” Leidenschaften zu sozialen Triebfedern in einem harmonischen, dem»Aufflug«(essort) des Menschen förderlichen Ganzen integriert werden können (Einheit der Leidenschaften).


Gegengewichte und Gegenläufer

Jeder Leidenschaft kann eine sie gegenlaufende und damit sie zurücknehmende entgegengesetzt werden. Wird ein solcher Ausgleich nicht unternommen, sondern wird versucht, Leidenschaften zu unterdrücken, so bildet nach Fourier die Leidenschaft selbst ihre nicht mehr zu kontrollierenden Gegenläufer.

“Die Angelegenheiten der Liebe und der Feinschmeckerei finden in der Zivilisation nicht allzuviel Beachtung, weil man nicht weiß, welche Bedeutung Gott unseren Vergnügen zumisst. Die Wollust ist das einzige Mittel, durch das Gott uns beherrschen und zur Erfüllung seines Wollens bringen kann. Durch Anziehungskraft und nicht durch Zwang regiert er die Welt. Die Genüsse seiner menschlichen Geschöpfe sind das wichtigste Moment göttlichen Planens".

2.3. Verfechter der Rechte der Frau


Fourier gilt als “erster Feminist” der Geschichte, wenn er schreibt: “Die Harmonie entsteht nicht, wenn wir die Dummheit begehen, die Frauen auf Küche und Kochtopf zu beschränken. Die Natur hat beide Geschlechter gleichermaßen mit der Fähigkeit zu Wissenschaft und Kunst ausgestattet.”
Er ist offensichtlich empört, wenn er formuliert: „Kann man nur einen Schimmer von Gerechtigkeit in dem Los erblicken, das den Frauen beschieden ist?"
Und ein oft zitierter Satz von ihm lautet: „Allgemein läßt sich die These aufstellen: der soziale Fortschritt vollzieht sich entsprechend den Fortschritten in der Befreiung der Frau".

2.4. Gegen die Kleinfamilien - Ehe


Radikaler als es je die “68er Bewegung” tat, lehnte Fourier die Kleinfamilie ab:„ Das heutige System, das den Zusammenschluß der Menschen infolge der Isolierung der Haushalte auf ein Minimum beschränkt, hat die Menschheit auf den Gipfel der Verderbtheit geführt"
Er verwendet dabei drastische Worte: „Die Zivilisation bewirkt, daß der Mensch in ewigem Kriegszustand mit seinesgleichen lebt und jede Familie der geheime Feind aller anderen Familien ist". Und vernichtend sein Urteil über die Liebe in der “Zivilisation”: In der Zivilisation kann die Liebe (… ) keinen freien Aufflug nehmen, denn sie ist in der Ehe gefangen".


2.5. Wichtige Grundbegriffe in Fouriers Werk


Fourier erfindet in seinem Schrifttum zum Teil neue Begriffe oder definiert bekannte Begriffe auf eigenwillige Weise neu, um sich zum Ausdruck bringen zu können. Daher ein kurzes Glossar seiner „Kennworte".


Anziehung „attraction"
Zwischen Leidenschaften und der Arbeit der Menschen wirken berechenbare Anziehungskräfte (analog Newtons physikalischen Anziehungskräften). Diese “attraction” ist essentiell für das gesellschaftliche Leben und die Entfaltung des Individuums. Der Mensch kann nur kraft vielfacher Beziehungen seine Bestimmung finden. Als Einzelner ist er hingegen nicht in der Lage, sich zu entfalten.
Von daher gibt es bei Fourier auch keine Polarität und schon gar keinen Gegensatz zwischen Individuum und Gemeinschaft (Kollektiv).


Aufflug „essort"
Das ist die Entwicklung bzw Entfaltung einer Leidenschaft. Jede Leidenschaft hat eine Triebfeder (ressort), der Raum gegeben werden muß, damit sie „auffliegen" kann.


Celadonische versus materielle Liebe
Celadonische Liebe ist Fouriers Begriff für „spirituelle, romantische Liebe", nach dem Helden Celadon des Schäferromans Astee. Materielle Liebe ist der “platte” Sex. In der Zivilisation wird die celadonische Liebe scheinbar hochgehalten, in Wirklichkeit aber heimlich verachtet.
Der Gegenbegriff zur celadonischen Liebe ist die „materiellen Liebe" (=Kopulation).
In der Harmonie erst ist die celadonische Liebe gleichberechtigt mit der materiellen Liebe.


Drehpunkt (pivot)
Dieser Begriff bezeichnet bei Fourier das wichtigste Element eines Systems. So ist die Sonne der Drehpunkt im Sonnensystem, die Familie in der Zivilisation, das Phalansterium in der Harmonie, der Unitismus ist die Drehpunktleidenschaft, es gibt Drehpunktliebe bei Polygamen, etc.
Der Begriff ist den Newtonschen Bewegungsgesetzen entlehnt.


Hebel (levier)
Von Fourier gern gebrauchter Begriff, um die Methode zu bezeichnen, ein Vorhaben zur Entfaltung zu bringen.
Insbesondere für die „anziehende Arbeit" ist ein System von Hebeln zu verwirklichen, die in „zum Aufflug gebrachten" Leidenschaften bestehen. Anders ausgedrückt: durch “Anreize” (”Hebel”, Leidenschaften) erst entwickelt sich anziehende Arbeit (das ist: Arbeit, die man gern macht und machen will)


Serie
Eine Serie ist nach Fourier eine Organisationsform, die auch in der Natur anzutreffen ist. Sie ist nach Fourier die natürliche Organisationsform des Menschen. Eine Serie ist einfach: Menschen gleicher Leidenschaften schließen sich zusammen. Es handelt sich immer um eine sorgfältig zusammengestellte Einheit von Gruppen unterschiedlichen Alters, Besitzes, Intelligenz, die eine mehr oder weniger starke gemeinsame Neigung für eine bestimmte Leidenschaft haben.


Gott (dieu)
Fourier ist kein Atheist, sondern Pantheist. In diesem Sinne verwendet er sehr häufig das Wort Gott. Entgegen christlichem Verständnis ist sein Gott aber kein Gott der Moral, sondern ein sozialer, triebbejahender Gott und Schöpfer des sozialen Codes. Heute würde man sagen: Gott ist für ihn der Geist des Universums.
Wie für viele christliche Ketzer ist für Fourier die sexuelle Vereinigung sogar ein von Gott gewollter Weg zur Vollendung des Menschen (das Heilige ist unauflöslich mit dem Erotischen verbunden). Die religiösen Kulte müssen die Liebe zu Gott mit der Liebe zu den Vergnügungen verbinden schreibt er zum Entsetzen seiner Zeitgenossen (Kultus der wollüstigen Leidenschaften).

Illusion (illusion)
Bei Fourier ist Illusion ein positiver Begriff. Es handelt sich um die „Phantasie der Sinne", der neben den rein sinnlichen Wünschen Raum zur Entfaltung gegeben werden muß. Man könnte auch Tagträumen, Visionieren dazu sagen, was alles für Fourier “Leidenschaften des Geistes” sind und damit unbedingt gute Dinge. Illusionen sind für Fourier keine Ersatzlust, sondern originäres Bedürfnis des Menschen.


Keime (germes)
Mit diesem Begriff bezeichnet Fourier in unserer Zeit bereits vorhandene Gewohnheiten und Leidenschaften, die entwicklungsfähig sind in Richtung Harmonie. Die Zukunft liegt im heute schon als Keim vor.
So ist zum Beispiel die häufige Überschreitung des Monogamie – Gebotes (Ehebruch, serielle Monogamie) für ihn ein Hinweis darauf, daß der Mensch der Abwechselung in der Liebe bedürfe und dieser Leidenschaft auch nachgehen solle.


Luxus (luxe)
In der Harmonie für Fourier ein ausnahmslos positiver Begriff. Luxus wird bewirkt durch die Befriedigung der fünf sensitiven Leidenschaften; gleichbedeutend mit Wohlbehagen und Gesundheit.
„Während der Luxus in der Zivilisation dazu dient, den Ärmeren zu verdrießen, wirkt er in der Harmonie stimulierend".
Luxus ist bei Fourier übrigens stets dem Kollektiv zugeordnet, niemals dem Individuum. Aus verschiedenen Gründen hält er es für völlig abwegig, daß jemand praßt, während ein anderer neben ihm hungert. Im Luxus gepraßt wird in der Harmonie nach seiner Prognose gemeinsam.


Phalansterium (phalanstere)
Die aus rund 1620 Personen bestehende Phalanx ist für Fourier die Basiseinheit der Harmonie, ein Drehpunkt des sozialen Mechanismus. Es handelt sich um Groß-Gemeinschaften, die sowohl Landwirtschaft als auch Manufakturproduktion betreiben. Dazu muß man sagen, daß Fourier seine Werke vor der industriellen Revolution in Frankreich schrieb und sich etwas anderes als Landwirtschaft und Manufaktur noch nicht vorstellen konnte (es sei ihm verziehen, dem genialen Propheten).
Eine Phalanx besteht aus einer nicht festgelegten Anzahl von Serien, die ihrerseits wieder aus Neigungsgruppen bestehen.


Pfropfen (greffer)
Bezeichnet die Kunst, Leidenschaften durch „Gegengewichte" ins Gleichgewicht zu bringen. Er übernimmt dieses Bild aus der Landwirtschaft. Er meint so etwas wie “ausbalancieren” damit.


Liebeshof (court d'amour)

Die Liebe in der Harmonie ist – auf Grundlage der Freiwilligkeit – institutionalisiert und eine öffentliche Angelegenheit. Das könnte man wirklich mit heutigen Swingerclubs, Seitensprung - Agenturen und Partnervermittlungen vergleichen. Genau so und das alles auf einmal.
Die Menschen sind Mitglied in sogenannten Liebesklassen, die ihren jeweiligen Neigungen entsprechen (mono/polygam, homo/bi/heterosexuell, voyeuristisch/exhibitionistisch, dominant/submissiv, usw usf).
Der Liebeshof registriert jeden Wechsel in den Beziehungen oder von Liebesklasse zu Liebesklasse und wird von einer Hohepriesterin geleitet. Ein Wechsel in eine andere Liebesklasse ist jederzeit möglich. Der Liebeshof hat also die zentrale Aufgabe, daß jeder schnell Gleichgesinnte findet, für was auch immer.

Zusammengesetzt (combine oder compose)
Wichtiger Begriff bei Fourier, bedeutet sowohl „Gegensätze in sich bergend" als auch „kombiniert".
Das Zusammengesetzte ist für ihn stets dem Einfachen überlegen.
Die Harmonie nennt Fourier auch „zusammengesetzte Ordnung" im Unterschied zur „zusammenhanglosen" Zivilisation.


Zerstückelte Arbeit (travail morcele)
„Die Zerstückelung der Arbeit ist eines der Hauptlaster der Zivilisation", deshalb auch die Konzentration auf einen einzigen Beruf.
Das daraus resultierende Streben nach individueller Bereicherung und Abkapselung ist für ihn das Erzübel. Er spricht auch vom „zerstückelten Haushalt" im Falle der Kleinfamilie.

Leidenschaft (passion)
Nach Fourier läßt sich die Bestimmung des Menschen in seine Leidenschaften auflösen, die wiederum Anziehungskräfte zwischen Menschen bewirken.
Alle Leidenschaften haben Triebfedern. Leidenschaften ersetzen in der Harmonie den Zwang durch Not oder Gewalt. Diese Leidenschaften verzweigen sich baumartig, ausgehend von drei Ästen, sich „in eine Fülle von Nuancen verzweigend". Entsprechend entwirft er eine Art Systematik der Leidenschaften, die nach seinem Bemühen vollständig sein sollte, es aber aus naheliegenden Gründen nicht ist.


2.6. Fouriers System der Leidenschaften

Die 12 + 1 Leidenschaften
Fourier entwickelte ein ausgefeiltes System von Leidenschaften, das aus heutiger Sicht überholt und unzureichend erscheinen mag, aber in sich schlüssig ist. Man könnte sagen, jeder Stein an deinem Gebäude mag wackeln, aber insgesamt ist es ein Monument.
Sein Grundgedanke war, die Leidenschaften und ihre Antriebe grundsätzlich anzunehmen und zu einer Einheit zu bringen durch ihren jeweiligen „Aufflug". Kein Bedürfnis sei in seiner Triebfeder schlecht. Er schreibt: “12 primäre Leidenschaften, die unterteilt sind in fünf sensitive: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen - vier affektive: Freundschaft, Liebe, Ehrgeiz, Familiensinn - und drei distributive: Intrigentrieb, Abwechslungstrieb und Einungstrieb. Ferner existieren sekundäre Leidenschaften, tertiäre und quartiäre - insgesamt 810.”

Das sieht dann ungefähr so aus:

Luxurismus: die 5 Sinne
1. Sehen
2. Hören
3. Berühren
4. Schmecken
5. Riechen

Gruppismus:
6. Familiensinn
7. Ehrgeiz
8. Freundschaft
9. Liebe

Seriismus:
10. Flatterlust (papillone)
11. Streitlust (Wettbewerb usw.)
12. Übereinstimmungs-Lust (auch: Begeisterung)

Die Krönung aller Leidenschaften aber ist für ihn die dreizehnte.

Unitismus

Die „13. Leidenschaft" nach Fourier ist die Drehpunkt – Leidenschaft (Pivotale) seines ganzen Systems. Sie ist die entscheidende Gegenleidenschaft zum Egoismus
Er definiert sie als Neigung des Individuums, sein Glück mit dem Glück aller anderen in Einklang zu bringen, oder aber: die Leidenschaft, das eigene Glück mit dem Glück der anderen zu vereinen.
Die Verwirklichung des Unitismus bedeutet für ihn den „kollektiven Aufflug aller Leidenschaften". Deswegen ist der Unitismus für ihn auch der Dreh- und Angelpunkt der Harmonie.


2.7. Geschichtsepochen nach Fourier
Wer meint, daß Karl Marx erst ein Modell von Geschichtsepochen entworfen hätte (Wildheit - Barbarei - Antike - Feudalismus - Kapitalismus - Sozialismus - Kommunismus), der irrt.
Karl Marx übernahm und übersetzte sein Entwicklungsmodell von Fourier (übrigens auch eingestandenerweise, es war kein “Ideenklau” )

Hier Fouriers Modell:

1. Ungeordnete Serien
2. Wildheit
3. Patriarchat
4. Barbarei
5. Zivilisation (Fouriers HEUTE)
6. Garantismus (genossenschaftliche Ordnung)
7. Unvollständige Serien (Anbruch des Glücks)
8. Harmonie

3. Die Wirkungsgeschichte Charles Fouriers
Zwischen 1808 und 1837 warf dieser geniale Einzelgänger zumindest gedanklich alle Moralbegriffe über den Haufen, die zu seiner Zeit galten, und entwarf die Grundzüge einer umfassenden gesellschaftlichen und sexuellen Revolution. Er wurde dafür nicht nur vom etablierten System, sondern sogar von anderen Frühsozialisten erbittert angegriffen.
Gleichwohl fand er begeisterte Anhänger. Er ist übrigens auch der Schöpfer von heute wohlbekannten Begriffen wie „Feminismus" und „Freie Liebe".


3.1. Erbitterte Feindschaften
Der „Anarchist" Proudhon klagte Fourier geradezu wütend wegen „Unmoral" an („Ihr seid Päderasten" ) und forderte das Verbot der „phalanstrischen Schule". Das hatte damit zu tun, daß Fourier natürlich auch entdeckt hatte, daß die antike griechische Kultur sowohl rituelle Homosexualität als auch Päderastie zwischen erwachsenen Männern und heranwachsenden jungen Männern als zentrale Kulturmerkmale aufwies, wogegen sich das heutige offizielle Griechenland mit Händen und Füssen wehrt (Drohung einer Strafanzeige gegen den Film “Alexander” ). Fourier war selbst keineswegs schwul. Gerade die Toleranz, die Fourier der Homosexualität entgegenbrachte, wobei er seinerseits lesbischen Frauen sehr zugetan war und wohl nicht homosexuell war, brachte den spießigen Theoretiker des Anarchismus auf die Palme.
Die autoritären “Frühkommunisten” Cabet und Leroux griffen auch Fourier geradezu wütend an. Der christliche Kommunist Leroux beschuldigte ihn gar der „Gotteslästerung".
Fourier wehrte sich noch zu Lebzeiten gegen die „Heuchler und Hochstapler der Moral und der Religion", doch in diesen Fragen war er einfach seiner Zeit zu weit voraus.


3.2. Verrat durch seine Schüler
Fourier wich zu Lebzeiten noch zurück in Analogien (Gastrosophie). Er drückte beispielsweise sexuelle Neigungen durch Analogien in Form von Gastmählern und Menüs aus. Bei heiklen Themen (z.B. der Befreiung der Frau, freie Liebe) unterdrückte er schließlich widerwillig seine eigenen Auffassungen und verschwieg sie. Nach seinem Tod zensierten ihn auch noch seine Schüler und unterschlugen seine Vorstellungen von der Freiheit der Liebe als „soziale Unschicklichkeit" aus seinen veröffentlichten Texten (man sprach von „notwendige Auslassungen" ).
Seine „Schülerin" Gatti de Damond protestierte geradezu hysterisch gegen die Teile seiner Lehre, die von den „harmonischen Sitten" handelt. „Notgedrungen" würde die „Arbeit darunter leiden", wenn der „Grundsatz der Freiheit der Liebe" verkündet würde. Selten hat ein so genialer Kopf so unwürdige Schüler gehabt.

3.3. Begeisterte Zustimmung bei Marx und Engels

Die jungen Hegelianer Marx und Engels beschäftigten sich ab 1842 mit den Schriften des großen Utopisten. Besonders Engels studierte das Gesamtwerk Fouriers und verteidigte ihn engagiert gegen seine Kritiker. Fouriers Vision von der „Harmonie" wurde zum Ausgangspunkt der Vorstellungen von Marx und Engels von einer kommunistischen Zukunftsgesellschaft.
Dieser Umstand ist insofern beachtenswert, als von späteren „Marxisten" diesbezüglich beträchtliche Geschichtsklitterung hinsichtlich ihrer Säulenheiligen betrieben wurde. Der „utopische Sozialismus" unter anderem eines Charles Fourier wurde als „überholt" und „überwunden" abgetan, ein Josef W. Stalin verstieg sich gar zu der Behauptung, Marx wäre „ein Feind der utopischen Sozialisten" gewesen.
Davon ist keine Silbe wahr.
Es finden sich gerade Fourier betreffend im Gegenteil begeisterte und nahezu überschwengliche Urteile der beiden über den großen französischen Utopisten.


Engels Würdigung Fouriers
„Fast gleichzeitig mit Saint-Simon wandte noch ein anderer Mann die Tatkraft seines gewaltigen Verstandes dem sozialen Zustand der Menschheit zu - Fourier. Wenn auch (… ) sein Stil schwerfällig ist und in erheblichem Maße die Mühe erkennen läßt, mit welcher der Verfasser ständig arbeitet, um seine Gedanken klar zu formulieren und Dinge auszusprechen, für die in der französischen Sprache keine Worte vorhanden sind – nichtsdesto-weniger liest man seine Werke mit (… ) Genuß und findet mehr wirklichen Wert in ihnen, als in denen der vorhergehenden Schule" schreibt Engels.
Und selbst die “skurrilsten” Stellen in Fouriers Werk werden von ihm verteidigt:
„Ich will diesen weisen Herren ein kleines Kapitel von Fourier vorhalten, woran sie sich ein Exempel nehmen können. Es ist wahr, Fourier ist nicht aus der Hegelschen Theorie hervorgegangen und hat deshalb leider nicht zur Erkenntnis der absoluten Wahrheit, nicht einmal zum absoluten Sozialismus kommen können; es ist wahr, Fourier hat sich durch diesen Mangel leider verleiten lassen, die Methode der Serien an die Stelle der absoluten Methode zu setzen, und dadurch ist er dahin gekommen, die Verwandlung des Meeres in Limonade, die couronnes boréale und australe , den Anti-Löwen und die Begattung der Planeten zu konstruieren, aber wenn es so sein muß, will ich doch lieber mit dem heitern Fourier an alle diese Geschichten glauben, als an das absolute Geisterreich, wo es gar keine Limonade gibt, an die Identität von Sein und Nichts und die Begattung der ewigen Kategorien. Der französische Unsinn ist wenigstens lustig, wo der deutsche Unsinn morose und tiefsinnig ist. Und dann hat Fourier die bestehenden sozialen Verhältnisse mit einer solchen Scharfe, einem solchen Witz und Humor kritisiert, daß man ihm seine auch auf einer genialen Weltanschauung beruhenden, kosmologischen Phantasien gerne verzeiht."

Geradezu beklemmend aktuell sind Engels folgende Sätze in der gleichen Schrift: „Wenn sich unsere deutschen halb und ganz kommunistischen Dozenten nur die Mühe gegeben hätten, die Hauptsachen von Fourier, die sie doch so leicht haben konnten wie irgendein deutsches Buch, etwas anzusehen, welch eine Fundgrube von Material zum Konstruieren und sonstigen Gebrauch würden sie da entdeckt haben! Welche Masse von neuen Ideen - auch heute noch neu für Deutschland - hätte sich ihnen da dargeboten! Die guten Leute wissen bis auf die heutige Stunde der jetzigen Gesellschaft gar nichts vorzuwerfen als die Lage des Proletariats, und auch davon wissen sie nicht über die Maßen viel zu sagen. Allerdings ist die Lage des Proletariats der Hauptpunkt, aber ist damit die Kritik der heutigen Gesellschaft abgemacht? Fourier, der außer in späteren Schriften diesen Punkt kaum berührt, liefert den Beweis, wie man auch ohne ihn die bestehende Gesellschaft als durchaus verwerflich anerkennen, wie man allein durch die Kritik der Bourgeoisie, und zwar der Bourgeoisie in ihren inneren Beziehungen, abgesehen von ihrer Stellung zum Proletariat, zur Notwendigkeit einer sozialen Reorganisation kommen kann. Für diese Seite der Kritik ist Fourier bis jetzt einzig. Fourier deckt die Heuchelei der respektablen Gesellschaft, den Widerspruch zwischen ihrer Theorie und ihrer Praxis, die Langeweile ihrer ganzen Existenzweise unerbittlich auf; er verspottet ihre Philosophie, ihr Streben nach der perfection de la perfectibilité perfectibilisante und der auguste vérité , ihre “reine Moral”, ihre einförmigen sozialen Institutionen, und hält dagegen ihre Praxis, den doux commerce , den er meisterhaft kritisiert, ihre liederlichen Genüsse, die keine Genüsse sind, ihre Organisation der Hahnreischaft in der Ehe, ihre allgemeine Konfusion. Alles das sind Seiten der bestehenden Gesellschaft, von denen in Deutschland noch gar nicht die Rede gewesen ist. Freilich, man hat hier und da von der Freiheit der Liebe, von der Stellung, der Emanzipation des Weibes gesprochen: aber was hat man zustande gebracht?"

Engels über Fouriers Thesen zur Arbeit


Ganz wesentlich war für Engels Fouriers Konzept der anziehenden Arbeit: Fourier weist nach, daß jeder mit der Neigung für irgendeine Art von Arbeit geboren wird, (… ) daß das Wesen des menschlichen Geistes darin besteht, selber tätig zu sein (… ), und daß daher keine Notwendigkeit besteht, Menschen zur Tätigkeit zu zwingen, wie im gegenwärtig bestehenden Gesellschaftszustand, sondern nur die, ihren natürlichen Tätigkeitsdrang in die richtige Bahn zu lenken. Er (… ) zeigt die Vernunftwidrigkeit der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung, die beide voneinander trennt, aus der Arbeit eine Plackerei und das Vergnügen für die Mehrheit der Arbeiter unerreichbar macht; weiter zeigt er, wie (….) die Arbeit zu dem gemacht werden kann, was sie eigentlich sein soll, nämlich zu einem Vergnügen, wobei jeder seinen eigenen Neigungen folgen darf. (… )"

Wer unter den Lesern “Marxismus” und “Kommunismus” gewohnheitsmäßig mit Arbeitszwang und Arbeitslager assoziiert, mag hier an dieser Stelle staunen. Nein, es ist wirklich wahr, DAS war Engels Vorstellung vom Kommunismus, sie war identisch mit Fouriers Vorstellung von der Harmonie.


Auch Marx stützt sich auf Fourier
Auch bei Marx finden sich immer wieder - oft eher indirekte - Hinweise auf Fouriers Theorie der freien (anziehenden) Arbeit:
„Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann (… ) - während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden". (aus „Die deutsche Ideologie" ). Ohne jeden Zweifel liegt das Konzept von der anziehenden Arbeit solchen Sätzen zugrunde.
Das ist der Fourier - Schüler Marx, der hier spricht.

Marx und Engels als „Fourieristen"
Keineswegs ist speziell Friedrich Engels geradezu ehrfürchtige Verehrung Fouriers eine „Jugendsünde", wie mir „Marxkenner" schon weismachen wollten.
Es ist einfach so: sowohl Marx als auch Engels waren - im Unterschied zu ihrer ganzen Zeit - glühende Verehrer Charles Fouriers.

Auch in seinem Spätwerk „Anti-Dührung" erhebt Engels Fourier geradezu zu seinem Meister: „Fourier ist nicht nur Kritiker, seine ewig heitere Natur macht ihn zum Satiriker, und zwar zu einem der größten Satiriker aller Zeiten. Die mit dem Niedergang der Revolution emporblühende Schwindelspekulation ebenso wie die allgemeine Krämerhaftigkeit des damaligen französischen Handels schildert er ebenso meisterhaft wie ergötzlich. Noch meisterhafter ist seine Kritik der bürgerlichen Gestaltung der Geschlechtsverhältnisse und der Stellung des Weibes in der bürgerlichen Gesellschaft. Er spricht es zuerst aus, daß in einer gegebnen Gesellschaft der Grad der weiblichen Emanzipation das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation ist. Am großartigsten aber erscheint Fourier in seiner Auffassung der Geschichte der Gesellschaft. Er teilt ihren ganzen bisherigen Verlauf in vier Entwicklungsstufen: Wildheit, Patriarchat, Barbarei, Zivilisation, welch letztere mit der jetzt sogenannten bürgerlichen Gesellschaft zusammenfällt, und weist nach (… ), daß die Zivilisation sich in einem »fehlerhaften Kreislauf« bewegt, in Widersprüchen, die sie stets neu erzeugt, ohne sie überwinden zu können, so daß sie stets das Gegenteil erreicht von dem, was sie erlangen will oder erlangen zu wollen vorgibt. So daß z.B.»in der Zivilisation die Armut aus dem Überfluß selbst entspringt«. Fourier, wie man sieht, handhabt die Dialektik mit derselben Meisterschaft wie sein Zeitgenosse Hegel. Mit gleicher Dialektik hebt er hervor, gegenüber dem Gerede von der unbegrenzten menschlichen Vervollkommnungsfähigkeit, daß jede geschichtliche Phase ihren aufsteigenden, aber auch ihren absteigenden Ast hat, und wendet diese Anschauungsweise auch auf die Zukunft der gesamten Menschheit an."

Es gibt zahllose weitere Textstellen, die belegen, wie tief Marx und Engels von den Fourierschen Vorstellungen von der Harmonie begeistert und geprägt waren. Engels sagt auch beispielsweise über Regierungsformen, daß „jede Regierungsform gleichermaßen anfechtbar ist, ob es sich nun um die Demokratie, die Aristokratie oder die Monarchie handelt, daß alle mit Gewalt regieren", was auch ein Fourierscher Gedanke ist. Dieser Satz ist wird nämlich nur dann wirklich verständlich, wenn man weiß, daß Engels die auf Zwanglosigkeit und Freiwilligkeit basierende Harmonie (Kommunismus) als Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung sah.

Engels sagt über die sich entwickelnde Kommune – Bewegung seiner Zeit: „Alles Menschenmögliche wird getan, um die Freiheit des Individuums zu gewährleisten. Strafen sollen abgeschafft und durch Erziehung der Jugend und vernünftige geistige Einwirkung auf die Erwachsenen ersetzt werden".

Waren Marx und Engels denn Fourieristen gewesen?

“Dogmatische” „Marxisten" werden an dieser Stelle möglicherweise empört aufschreien. Sie mögen bei Marx noch einmal richtig nachlesen, bitte schön. Nun, ich schließe denn mit einem Marx – Zitat: „Alles was ich weiß ist, daß ich kein Marxist bin". Sagte Marx.

Verrückterweise geriet aber Fourier nach und groteskerweise sogar durch den Aufstieg des “Marxismus” in Vergessenheit. Gewissermaßen war er unter “utopische Sozialisten” und “Vorläufer” von Marx/Engels abgehakt, bis hin zu der Groteske, daß Stalin in seinen Schriften behauptete, Marx sei der “Feind der utopischen Sozialisten” und mithin auch Feind Fouriers gewesen. Dafür gibt es nicht nur den geringsten Beleg, sondern jede Menge beweise für das Gegenteil.
Ich habe mir übrigens für dieses Text 2004 tatsächlich die Mühe gemacht, alle über Google auffindbare Marx- oder Engels-Texte nach Erwähnung des Namens Fourier zu durchforsten und habe bis zum heutigen Tage keine einzige Textstelle bei Marx/Engels gefunden, wo diese sich feindlich, abfällig oder distanzierend über ihn geäußert hätten. Im Gegenteil finden sich Belege für ihren tiefen Respekt und ihre tiefe Verehrung des französischen Meisters.
Doch die Schüler von Marx und Engels, die ihre Meister selbst oft genug sehr eigenwillig interpretierten, beschäftigten sich nicht mehr mit dem großen Utopisten. Nur noch August Bebel schrieb 1869 eine Monographie des großen Utopisten, dessen Visionskraft er bewunderte.
Der Surrealist Andre Breton schrieb 1945 seine „Ode an Charles Fourier", nachdem er das Werk des nur noch dem Namen nach bekannten großen Utopisten gelesen hatte und haltlos begeistert war.
Im Bereich des „offiziellen" Marxismus allerdings wurde Fourier und seine Vision von der Harmonie vergessen und totgeschwiegen. Sogenannte „kommunistische" Staaten, die sich auf Marx beriefen, waren als Zwangssysteme das glatte Gegenteil von Fouriers Harmonie, die ursprünglich das Leitbild von einer kommunistischen Zukunftsgesellschaft war. Es versteht sich von selbst, daß es auch keine nennenswerte Rezension Fouriers von „marxistischer" Seite mehr gab und bis heute gibt (von einem heute vergriffenen Wagenbach-Buch abgesehen).
Das ist sehr schade, denn die Lektüre Charles Fouriers ist eine Lektüre der wirklichen Wurzeln des Marxismus.

4. Die Liebe in der Harmonie

Die Fourierschen Visionen von der Liebe in der Harmonie sind so kühn und so weitblickend, daß sie selbst unserer Zeit noch voraus sind.


4.1. Fouriers Grundauffassungen von der Liebe in der Harmonie

Fourier ist der erste abendländische Autor, der die Befreiung der Leidenschaften fordert und nicht ihre Unterdrückung: „Seit nunmehr dreitausend Jahren besudelt man die Erde mit den abgeschmacktesten Faseleien über die Leidenschaften. Wir müssen dem Übel ein Ende setzen, methodisch vorgehen in jedem Bereich, der das schmerzliche Rätsel der Leidenschaften berührt".
Freiheit für alle Schattierungen der Liebe ist seine Losung: „ Wenn wir in der Harmonie alle Schattierungen der Liebe erfaßt haben werden, wird diese bei uns so verachtete Triebfeder unzählige Quellen der Begeisterung erschließen"
Liebe (auch sexuelle Liebe) fügt zusammen, wo Feindschaft trennt: „Die Liebe ist die mächtigste Triebkraft der leidenschaftlichen Annäherung, selbst bei antipathischen Charakteren. Darum ist die Liebe diejenige Leidenschaft, die am geeignetesten ist, Beziehungen zwischen Menschen zu knüpfen"
Na, wenn das kein großer Utopist ist, der größte Utopist aller Zeiten! Die Liebe wird zur Hauptbeschäftigung: „In der Harmonie, wo niemand arm und für jedermann bis ins hohe Alter die Liebe zugänglich ist, widmet ein jeder dieser Leidenschaft einen bestimmten Teil des Tages; die Liebe wird zur Hauptbeschäftigung"

Ich fasse zusammen, was Fourier unter Nutzung der Leidenschaften versteht:
• Nutzung der Leidenschaften ist der Schlüssel zur HARMONIE.
• Leidenschaften sollen entfaltet statt unterdrückt werden. Dazu muß man natürlich ihre Gesetze studieren, um sie sinnvoll miteinander in Einklang bringen zu können.
• Heraus kommen muß ein Gleichgewicht der Leidenschaften, das auf Regeln beruhen muß (ein geordnetes Zusammenspiel wie in einem Orchester).

Fouriers grundsätzlich Thesen zu den Leidenschaften sind nämlich

  • Alle Leidenschaften und Anziehungen sind nützlich.

  • „Jede Leidenschaft bringt ihr Gegenstück hervor, das ebenso schädlich ist, wie die natürliche Leidenschaft heilsam gewesen wäre".

  • „(… ) der menschlichen Vernunft hätte es besser angestanden, jene unbezwingbaren Kräfte, die man Leidenschaften nennt, nicht zu kritisieren, sondern deren Gesetze zu studieren".


Der Schlüssel zur Harmonie ist also die Nutzung der Leidenschaften unter Abwesenheit des Zwanges: „Diejenigen, welche die Leidenschaften verlästern (… ) haben Einrichtungen ersonnen einzig zu dem Zweck, die Leidenschaften der anderen einzudämmen und die ihrigen zu befriedigen. Gott hatte etwas anderes im Sinn. Alle seine Einrichtungen und Bräuche
(… ) zielen darauf hin, jeder einzelnen Leidenschaft einen besonderen und allen einen kollektiven Aufflug zu gewährleisten. Es ist sein Wille, daß sie vereint befriedigt werden, sobald jede einzelne befriedigt ist."

Die Liebesordnungen der Harmonie
Die schon erwähnten Liebesordnungen der Harmonie offenbaren Fouriers prophetische Gabe: Hat er denn unser Internet-Zeitalter vorausahnen können? Es handelt sich gewissermaßen um Neigungsklassen, die jederzeit freiwillig gewechselt werden können. Einige Beispiele dazu (in der Reihenfolge wachsender sexueller Freiheit):
• Vestalen und Vestalinnen (keine körperliche Liebe)
• Damoiseaux, Damoiselles (monogame Treue)
• Odalisken (ab hier ansteigend polygam)
• Fakiressen
• ….
• Bacchanten und Bacchantinnen
• Bayaderen (reisende Priesterinnen und Priester der Lust)

Zugehörigkeit zu Liebesordnungen
„Jeder Mann und jede Frau werden völlig frei sein, nach eigenem Gutdünken zu handeln und ihren Geschmack zu wechseln, wann immer es ihnen gefällt; aber sie sind verpflichtet, sich der Gruppe anzuschließen, die ihre vorherrschende Leidenschaft pflegt".
Ich verstehe diese “Verpflichtung”, von der er spricht, auch nicht als “Meldezwang”, sondern als Regulativ, um Gleichgesinnte effizient und nachhaltig zusammenzubringen.


Alles für das Vergnügen
Spaß und Vergnügen ist Zweck und Ziel von “dat janze”: „Bei der Berechnung der Anziehung muß sich alles um das Vergnügen drehen, alles muß auf die Garantie der Vergnügungen zielen"
Und Orgien im ursprünglichsten Sinne des Wortes gehören natürlich auch dazu: „In der Harmonie, wo großer Überfluß und eine ungeheure Vielfalt von Vergnügungen herrscht und wo das harmonische Leben allgemeine Eintracht verlangt, muß der religiöse Kult die Liebe zu Gott mit der Liebe zur Lust verbinden, die keine Gefahren mehr bergen wird"


4.2. Polygamie und Monogamie
Fourier glaubt, daß die meisten Menschen eher polygam als monogam veranlagt sind, weswegen er sich Gedanken über die konstruktive Funktion der Polygamie macht: „ Die Polygamie, bei den Zivilisierten und Barbaren ein Auswurf der Leidenschaft, wird in der Harmonie eine hochherzige Beziehung sein (….)".
Wobei die Polygamie (und damit auch die Extremform der Promiskuität, d.h. dem anonymen Geschlechtsverkehr mit Unbekannten) für ihn keineswegs eine allgemeine Rivalität aller mit allen ist, sondern (wie bei den Bonobos) sozialer Kitt: „Mit gutem Grund darf ich verheißen, daß die Harmonie Keime der freiheitlichen Liebe hervorbringen wird, die in der entgegengesetzten Richtung wie unsere (heutigen) Bräuche und (….) eine hochherzige und heilige Trunkenheit, eine erhabene Wohllust bescheren wird, die unserem heutigen Egoismus weit überlegen ist"
Zu Fouriers Zeit spielte der Adel durchaus noch eine gewichtige Rolle. Für die Harmonie verheißt Fourier einen ganz anderen Adel, nämlich einen “galanten Adel”, welcher sich seine Zugehörigkeit zu dieser Kategorie durch möglichst viele Liebesbeziehungen verdient: „Laster heißt vor dem Gesetz der Attraktion alles, was die Zahl der Beziehungen vermindert, Tugend alles, was sie vermehrt”.
Und immer wieder gibt er die Moral seiner Zeit dabei der Lächerlichkeit preis: “Was ist ein Liebespaar nach der heutigen Methode? Ein Individuum zu zweit, welches das Glück für sich allein pachten will. Ein solches Paar ist dem Mann vergleichbar, der in seinem Keller die besten Weine der Welt lagert, aber sie stets alleine trinkt, ohne je einen Freund, Verwandten oder Nachbarn einzuladen.”


Auch die Monogamie ist (selbverständlich) erlaubt
Das soll nun nicht heißen, daß Fourier etwa eine Verpflichtung zur Polygamie fordert, wie manche Leser argwöhnen mögen. Nichts weniger als das.
„Jedem Paar steht es frei, den Ehebund einzugehen; er wird sogar begünstigt und gefestigt durch die Einführung von Ehe-Pausen, d.h. der Aufhebung der Treuepflicht für eine vereinbarte Zeitspanne, sofern diese Aufhebung in der Kanzlei des Liebeshofs registriert wird".
Fourier ist auch keineswegs Gegner dauerhafter oder gar lebenslanger Liebesbeziehungen. Im Gegenteil. Nur soll nicht vorgetäuscht werden, was gar nicht existiert: „In der Harmonie wird es keine Fallstricke mehr geben. Die Paare erlangen die höheren Liebesgrade erst im Laufe der Zeit; anfangs haben sie keinen anderen Titel als den des Favoriten oder der Favoritin".


Unbeständigkeit wird zur Tugend
Liebe und Sexualität als Konstruktionselemente einer solidarischen Gemeinschaft sind sein Dreh- und Angelpunkt: „Wir werden (….) zeigen, daß die unbeständige Liebe in der Harmonie die höchsten sozialen Tugenden hervorbringt"
Keine Angst, wenn dein Schatz dich nicht mehr liebt, wenn nur die Freundschaft bleibt. Für Fourier hat die erotische Unbeständigkeit keinen Schrecken: „Die Unbeständigkeit birgt keine Gefahren mehr und ist nützlich, wenn sie freundschaftliche Beziehungen hinterläßt"
Keineswegs versteht Fourier das aber so, daß es etwa in der Harmonie einen Zwang zur Unbeständigkeit in der Liebe gäbe, alles basiert auf der Freiwilligkeit.
„Die offen geübte Unbeständigkeit hat nichts Lasterhaftes an sich, zumal dann nicht, wenn sie auf gegenseitigem Einverständnis beruht".

Die „Drehpunktliebe"
Stabilität in der Liebe muß nach Fouriers Ansicht auch nicht erzwungen werden. Das ist völlig unnötig. Polygyne haben die „Eigenart, sich einen oder mehrere Drehpunkte in der Liebe zu schaffen, (… ) eine Neigung, die sich durch alle Stürme der Unbeständigkeit erhält".
Erst aus der Unbeständigkeit heraus entsteht wirkliche und nicht vorgetäuschte Beständigkeit: „Bei dieser Liebe handelt es sich also um eine zusammengesetzte Beständigkeit, die sich mit den Unbeständigkeiten, den Treuebrüchen verträgt und darum den Titel einer transzendenten Treue verdient".
Fast 200 Jahre vor unserer heutigen Polyamory – Bewegung ist Fourier nahe dran, den Begriff der „Treue" neu zu definieren: „Die Drehpunktliebe ist wahrlich eine transzendente Treue, und umso erhabener, als sie die Eifersucht überwindet, welche die gewöhnliche Liebe verunstaltet".


4.3. Die „Zwiespältigkeiten"


Weit entfernt von einer durch Zwänge und Verbote reglementierten Sexualität erwies sich Fourier als Kenner vielfältiger Spielarten der Sexualität. Er spricht dabei auch keineswegs von „Abirrungen", wie es Siegmund Freud mehr als ein Menschenalter nach ihm als Wissenschaftler tat, denn es gibt in den Leidenschaften für ihn natürlich keine „Abirrungen". Alles sind Leidenschaften. Auch sogenannte „Zwiespältigkeiten" oder „Absonderlichkeiten" „in der Harmonie den Aufflug der sozialen Tugenden ungemein begünstigen", sie sind „unendlich kostbar", „für die Einheit des Systems der Bewegung wahrhaft unerläßlich", „wie die Zapfen und Fugen in einem Gebälk".
Nichts von diesen Leidenschaften ist für ihn “pfui, bäh”: „Die Natur will in den Vergnügungen eine ungeheure Vielfalt". werden


Homosexualität
Die Homosexualität bezeichnet Fourier als „unisexuell".
Gegenüber der „Knabenliebe", womit er freilich nicht Sexualität mit Kindern, sondern Homosexualität mit Jünglingen meint, verhehlt er seine „Nachsicht" nur schlecht, weswegen ihn Cabet ja aufs übelste beschimpfte. Er weiß um die erwiesene Homosexualität bei antiken Autoren wie Lykurg, Sokrates, Platon, Cäsar (kennt Plutarch sehr gut), aber auch um das Lesbiertum („sapphische Liebe) und heißt diese sexuellen Orientierungen ebenso gut wie alle anderen. In der Harmonie werden auch seiner Sicht „unisexuelle Orgien" natürlich ihren Raum bekommen.


Sado-Masochismus
Zwar hat Fourier noch keine Worte für die sexuellen Orientierungen, die man heute als Sado-Masochismus bezeichnet, aber sie sind ihm offenkundig wohlbekannt. Er weist nach, daß diese Triebe schon in der Natur existieren und erzählt aus seinen Lebenserfahrungen: „Einige melancholisch veranlagte Männer finden Gefallen daran, von ihren Schönen (….) geschlagen und mißhandelt zu werden (….)" und „…die Frau, die sie (die Peitsche) schwang, versicherte mir, daß sie mit aller Kraft auf ihre Opfer einschlage (… ) und daß es überaus glücklich sei ob dieser ritterlichen Liebkosung".

Andere von Fourier beobachtete „Zwiespältigkeiten"

Fouriers Studien zur Homosexualität und zum Sado

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Politblog.net: Ein Jahr Politblog.net
04/09/2007 04:57 AM

In diesen Tagen steht das erste Jubiläum des Politblogs an. Am 8. April 2006 ging die Seite online, und am 9. April erschien der erste Artikel über die Wahlen in Italien.

Seit diesem Anfang ist Einiges geschehen, und was als spontanes Projekt begonnen hat ist langsam aber sicher zu einer ernsten Sache geworden, in die viel Energie gesteckt wird. Die Bekanntheit dieser Seite hat sich in einem Maße gesteigert, die wir uns damals nicht hätten vorstellen können. Wir haben den gleichen Google-PageRank wie zum Beispiel Politically Incorrect, und wo wir am Anfang noch Tage ohne einen einzigen Besucher hatten, liegt der Besucherschnitt in diesem April 2007 bislang deutlich über der Marke von 1000 Besuchern pro Tag.
Das Konzept eines von mehreren Autoren mit Inhalten versorgten Gemeinschaftsblogs haben wir konsequent weiterverfolgt, und gerade mit nemetico den neuesten Mitautor verpflichten können. Auch in Zukunft werden weitere Autoren unsere Arbeit ergänzen, denn uns ist die Behandlung möglichst vieler interessanter Themen wichtig.

In diesem einen Jahr können wir auch auf mehrere Fälle zurückblicken, in denen andere Medien den Politblog erwähnt haben. Zu nennen sind hier vor Allem die “Empfehlung der Redaktion” von jetzt.de, dem Internetportal der Süddeutschen Zeitung, das Interview auf Muslim-Markt.de und die Verwendung unseres Banners auf dem Cover der Zeitschrift “Fachjournalist” des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes. Zu finden sind diese und weitere Nennungen in unserem Pressespiegel.

Für diese bescheidene aber vorhandene Popularität des Politblogs wollen wir uns bei allen Lesern bedanken, die unsere Artikel weiterempfehlen, ob in Foren, per Mail oder persönlich. Wenn euch unsere Inhalte gefallen, dann tragt auch weiterhin selbst zur Informierung Anderer bei und zitiert und verlinkt uns!

Auf ein zweites Jahr Politblog.net!

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Politblog.net: Zionismus und Faschismus
04/09/2007 04:57 AM

Robert Misik hat in der taz diesen lesenswerten Kommentar über “Amerikas falsche Freunde” geschrieben, also über die unheikige Allianz zwischen “alten Ausländerfeinden, christlichen Fundamentalisten und rechten Juden”, die sich zwecks dem Kampf gegen die angebliche Islamisierung der Welt zusammengetan haben.

Da auch momentan hier in den Kommentaren von Zionismus gesprochen wird, will ich deshalb gern einen Tip (danke Max) befolgen und hier auf ein Buch hinweisen, das die Kollaboration einzelner zionistischer Organisationen mit den faschistischen und antisemitischen Regimes Europas behandelt. Kooperationen zwischen Misiks “alten Ausländerfeinden und rechten Juden” sind also nichts gänzlich Neues:

“Lenni Brenner
Zionismus und Faschismus.
übersetzt von Verena Gajewski
Über die unheimliche Zusammenarbeit von Faschisten und Zionisten
im Kai Homilius Verlag
ISB N 3-89706-873-7, 368 S., Hardcover mit Schutzumschlag, 24.80 €”

Hier ist der Titel bei Amazon bestellbar.

Aus dem Rückentext des Buches:

“Was glauben Sie, wer es war, der im März 1912 vor Publikum in Berlin sagte, dass „jedes Land nur eine begrenzte Anzahl von Juden aufnehmen könne, wenn es keine „Magenbeschwerden" haben wolle. Und „Deutschland habe bereits zu viele Juden"?

Nein, es war nicht Adolf Hitler, sondern Chaim Weizmann, der spätere Präsident der Zionistischen Weltorganisation und erste Präsident Israels.

(…)

Die Ergebnisse (des Buches) werden (den) Lesern deutlich machen, daß die aktuelle Debatte in einer Grundfrage zurechtgerückt werden muß: der falschen Annahme, daß die zionistische Bewegung bis 1945 einen ernsthaften Beitrag zum Kampf gegen den Antisemitismus und Faschismus geleistet hat und daß die israelische Politik diesen Kampf fortsetzt. Dieses Buch hält sich an Tatsachen und wird in der aktuellen Debatte gerade deshalb zur Zerstörung vielgepflegter, ahistorischer Mythen beitragen.

(…)

Dies soll die Alliierten keinesfalls von ihrer Schuld freisprechen. Doch wie Lenni Brenner sagt: „Auch wenn der Vorwurf an Großbritannien, die Juden Europas im Stich gelassen zu haben, berechtigt ist, sind die Zionisten die Letzten, die diesen Vorwurf erheben dürfen". Edward Mortimer in The Times (London)”

DaRockwilda

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Politblog.net: Kolumbien verklagt israelische Terrorausbilder
04/09/2007 04:57 AM

Haaretz:

“Interpol erließ am Dienstag internationalen Haftbefehl gegen drei Israelis, denen vorgeworfen wird Privatarmeen kolumbianischer Drogenkartelle und rechte Paramilitärs ausgebildet zu haben.

Die Männer sollen Trainingslager aufgebaut haben, in denen sie Privatarmeen der Drogenbarone Pablo Escobar und Gonzalo Rodriguez Gacha im Umgang mit Sprengstoff, Autobomben und Attentaten ausgebildet hätten. Diese Armeen verschmolzen später mit Kolumbiens rechten Paramilitärs.”

Die Frage ist nun, ob Israel sich wie im Falle des wegen vielfachen Mordes in einem Gefangenenlager während des Zweiten Weltkrieges Angeklagten weigert, die international gesuchten Personen auszuliefern.

DaRockwilda

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Oeffinger Freidenker: SWIFT und Überweisungen
04/09/2007 01:33 AM
Überweisungen sind, wie Giralgeld allgemein, eine tolle Sache. Da kann man in Bruchteilen von Sekunden Geldbeträge rund um die Welt schicken. Und das alles dank SWIFT, einem System, das dieses Wunder der Technik nicht nur ermöglicht, sondern auch - für den Fall eines Atomkriegs - Backups sammelt, damit das Weltfinanzsystem nicht zusammenbricht. Clevere Idee, eigentlich.
Eigentlich. Könnte nicht eine Riege von korrupten und kriegsvernarrten Cowboys, genannt die US-Regierung, dank äußerst zweifelhafter Antiterrorgesetze SWIFT komplett auslesen. Und nun plant die EU, künftig ALLE Überweisungen, nicht nur internationale, über SWIFT laufen zu lassen und damit der Überwachung, in enger Kooperation mit den USA, Tür und Tor zu öffnen, weswegen Datenschützer nun auch Alarm schlagen. Dazu kommt, dass die Banken ihre Kunden nicht oder nur mangelhaft aufklären.
Besonders problematisch ist das auch, weil die USA dadurch die Möglichkeit erhalten, den gesamten privaten Bankverkehr auszulesen:
Bleibt nur der Rat an jeden, der Auslandsüberweisungen macht, keinen Unfug mit dem Feld Verwendungszweck zu machen. So könnte etwa die scherzhafte Bemerkung "Spende für Al Kaida" dazu führen, dass man auf eine so genannte "Blacklist" der US-Geheimdienste kommt und nicht mehr in die USA einreisen darf – ohne je zu erfahren, warum.
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Lumières dans la nuit: Praktischer Lehrgang
04/09/2007 12:46 AM

Es ist kaum glaubhaft, aber dennoch wahr, dass Bundesinnenminister Wolfgang “Parallelwelt” Schäuble vor einigen Monaten in einem seiner populistisch-paranoiden Auswürfe davon faselte, dass das Internet eine “Fernuniversität des Terrors” sei. Es ist allerdings auch wahr, dass die gegenwärtigen politischen Ideen des Herrn Schäuble ein praktischer Lehrgang für die Abschaffung der Bürger- und Menschenrechte sind.

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